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Wissenswertes �ber Ohrdruf

kleinste Bachstadt Deutschlands

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Ohrdruf, welches am Nordrand des Thüringer Waldes liegt, hat eine bewegte und wechselvolle Geschichte.
Bekannt ist Ohrdruf vor allem als Bachstadt, denn der junge Johann Sebastian Bach wurde 1695 nach dem Tod seiner Eltern von seinem ältestem Bruder Johann Christoph Bach aufgenommen. Dieser war Organist an der St.Michaeliskirche und Lehrer am Lyceum Ohrdruf. Er war auch J.S. Bachs erster Klavier-und Orgellehrer und hat somit maßgeblichen Anteil an der musikalischen Entwicklung von Johann Sebastian Bach.
Das Lyceum der Stadt Ohrdruf war sehr hoch angesehen. Es geht auf eine Stiftung der Grafen von Gleichen zurück, die 1532 ein Konsitorium zur Neuordnung des Kirchen- und Schulwesens gründeten. J.S. Bach wurde 5 Jahre am Lyceum unterrichtet und war sein berümtester Schüler.

Die erste Ansiedlung stammt von den Hermunduren (einem germanischen Volksstamm) zur römischen Kaiserzeit um das Jahr 1 nach Christus. Das belegen Ausgrabungen im ehemaligen "Küchgarten" des heutigen Schloss Ehrenstein. Die erste urkundliche Erwähnung Ohrdrufs (damals noch Orthorph genannt) stammt vom Bischof und Missionar Bonifatius aus dem Jahr 725. Dieser errichtete in Ohrdruf die erste christliche Kapelle und ein Kloster auf Thüringer Boden. Lullus, der spätere Erzbischhof von Mainz, gründete 777 die Petrikirche auf der rechten Seite der Ohra. Diese wurde 980 zu einem Kanonikerstift ausgebaut und Ohrdruf zum Hauptsitz der geistlichen Gerichtsbarkeit im südwestlichen Thüringen. Kaiser Otto I. hielt sich 961 auf seiner Reise nach Italien für einige Tage in Ohrdruf auf. Einige Urkunden belegen diesen Aufenthalt.

Ohrdruf war im Mittelalter ein wichtiges Zentrum der Hersfelder Güterverwaltung in Thüringen. Nach 1170 übernehmen die Grafen von Gleichen die Vogtei Ohrdruf. 1332 erhalten sie das Schultheißenamt. Eine Gerichtsakte von 1348 belegt, dass Ohrdruf da schon das Stadtrecht hatte.
Ab 1550 errichteten die Grafen von Gleichen Schloss Ehrenstein auf den Resten des Petristiftes und verlegten ihre Residenz nach Ohrdruf.
Ohrdruf entwickelte sich zu einem wirtschaftlichem Zentrum für die Grafschaft Obergleichen. Im Ohratal entstanden zahlreiche Mühlen und Hammerwerke, welche die Wasserkraft nutzten. Eines der ältesten Denkmäler der Produktionsgeschichte ist der Tobiashammer, welcher 1482 als Eisen- und Sichelhammer erbaut wurde und bis 1972 als Kupferhammer betrieben wurde.

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Die Entwicklung der Stadt wurde aber auch immer wieder durch Kriege, Epidemien oder Brände stark gestört. So kostete die Pest in den Jahren 1611, 1625/26 und 1635/36 mehr als der Hälfte der Bevölkerung der Stadt und des Umlandes das Leben. Große Brände 1510, 1753 und 1808 vernichteten leider Leben und wertvolle Gebäude, so beim Brand 1808 auch das Renaissancerathaus und die Michaeliskirche.

Am 26.November 2013 zerstörte ein Großfeuer große Teile des über viele Jahre aufwendig sanierten Schloss Ehrenstein. Zwei Familien verloren ihre Wohnungen und ihr gesamtes Hab und Gut. Die Stadtbibliothek fiel dem Inferno zum Opfer, auch das Museum hat erhebliche Verluste zu beklagen. Viele Ausstellungsstücke und Dokumente sind verbrannt. Es wird viel Zeit, Arbeit und Geld brauchen, um das Schloss wieder aufzubauen. Spenden sind sehr willkommen.

Ein wichtiger Teil der Sammlung war der Geschichte der Ohrdrufer Porzellan- und Spielwarenindustrie gewidmet. In der Stadt wurde einst das Fellschaukelpferd erfunden, wurden Porzellanpuppen, Puppenstuben, Kasperletheater und Holzspielzeug hergestellt. Um 1900 lieferten Ohrdrufer Firmen Spielwaren in die ganze Welt und machten Ohrdruf so neben Sonneberg und Waltershausen zum dritten großen Zentrum der Spielzeugherstellung in Thüringen.

1906 wurde Truppenübungsplatz östlich der Stadt in Betrieb genommen. Schon während des erstes Weltkrieges gab es hier ein Gefangenenlager. 1944 übernahm die SS den Übungsplatz und richtete das Außenlager „S III“ vom KZ Buchenwald ein, dazu gehrteb neben dem Nord- und Südlager bei Ohrdruf auch weitere Lager in der Luftmunitionsanstalt Crawinkel sowie das Zeltlager bei Espenfeld. Die Häftlinge mussten im nahen Jonastal an den geheimen Bunkeranlagen arbeiten, welche Adolf Hitler als letztes Führerhauptquartier dienen sollten.
Über 6000 Menschen sind im Lager „S III“ gestorben oder ermordet worden, bis es am 4. April 1945 durch die Amerikaner befreit wurde.
1945 übernahm die russische Armee den Übungsplatz und die Stadt war bis 1989 Garnisonsstadt. Wegen überzogener Sicherheitsbestimmungen verlor Ohrdruf in dieser Zeit immer mehr an wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung.

Erst nach der Wende 1989 hat die Stadt eine weitere wirtschaftliche Entwicklung genommen. Ohrdruf ist Erfüllende Gemeinde für die umliegenden Gemeinden Crawinkel, Gräfenhain, Luisenthal und Wölfis.
Im Juli 1991 erfolgte der erste Spatenstich im neu erschlossenen Gewerbegebiet Ohrdruf, welches nach Gotha das größte im Landkreis Gotha ist. Auch einige namhafte Firmen, wie die AUGUST STORCK KG oder Brandt Zwieback-Schokoladen GmbH + Co. KG, sind hier zu finden.

Sehenswertes in Ohrdruf:

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